Verhalten II – Strafe? Nein, danke!

So ärgerlich unerwünschtes Verhalten seiner Katze(n) für den Menschen auch sein mag, rate ich dringend von einer Bestrafung der Katze ab. Tierquälerische Strafen wie Schläge oder das Eintauchen der Katze mit der Nase in die eigenen Exkremente verbieten sich für den Tierfreund von selbst. Lassen Sie sich nicht einreden, Letzteres sei die beste Erziehungsmaßnahme gegen Unreinheit – es ist eher die Schlechteste und erzieht zu rein gar nichts außer Angst vor dem Menschen.

Abgesehen von moralischen Erwägungen gibt es sachliche Argumente gegen Strafen: Erstens kann ein gesundheitliches Problem hinter dem unerwünschten Verhalten stecken. Außerdem tragen Strafen nichts zur Behebung des Problems bei, was Sie sich ja eigentlich wünschen, sondern sie können die Katze verunsichern, verschlechtern womöglich das Verhältnis zwischen Katze und Mensch und können so zu noch mehr unerwünschtem Verhalten führen. Ein wichtiger Grund dafür ist ganz einfach erklärt: Die Bestrafung erfolgt meist nicht zeitnah, und daher kann die Katze sie nicht dem eigentlichen Grund für die Strafe zuordnen. Eine auf sie gerichtete Reaktion (des Menschen oder anderer Tiere) bezieht die Katze immer nur auf ihre im Augenblick oder unmittelbar (1-2 Sekunden) vorher stattfindende Handlung.

Stellen Sie sich einmal Folgendes vor: Sie kommen nach Hause und sehen, dass Ihre Katze während Ihrer Abwesenheit ein Pfützchen auf den Badvorleger hinterlassen hat. Das war womöglich schon vor drei Stunden. Sie ärgern sich fürchterlich und schimpfen die Katze gehörig aus – aus menschlicher Sicht völlig verständlich. Für die Katze aber könnte sich das so darstellen: Mein menschlicher Gefährte kommt nach Hause, ich begrüße ihn freundlich, und plötzlich rastet er aus. Mein Mensch ist verrückt geworden, ich kann ihm nicht mehr trauen. Mein Heim ist nicht mehr sicher.

In diesem Zusammenhang sei betont, dass es sich z. B. bei Unsauberkeit entgegen landläufiger Meinung niemals um eine Protestreaktion handelt. Für Katzen sind Ausscheidungen neutral und werden nicht negativ bewertet wie in der menschlichen Kultur. Daher KANN die Katze sie gar nicht als „Protest“ oder „Rache“ einsetzen.

Natürlich will und kann man die Katze dennoch von ihrem unerwünschten Verhalten abbringen. Dazu muss man zunächst den Grund für unerwünschtes Verhalten erforschen und abstellen (in einem Beitrag zum Thema Katzenklo werde ich näher auf mögliche Gründe eingehen). Im günstigsten Fall muss man nicht mehr dazu tun. Fällt es der Katze nach längerer Zeit der Unreinheit schwer, sich wieder „ordentlich“ zu verhalten, kann man dieses Verhalten fördern, indem man die Katze für erwünschtes Verhalten belohnt – durch Lob und Streicheln oder ein Leckerli, und zwar sofort, wenn sie nach „ordentlicher“ Erledigung vom Klo kommt (im Falle des Lobes auch schon während der Verrichtung aus gebührender Entfernung), sonst tut ihr die Belohnung zwar gut, aber sie kann sie ebenso wenig wie eine zeitversetzte Strafe der richtigen Handlung zuordnen.

(Wird fortgesetzt)

(c) Kerstin Braun, Tierheilpraktikerin

Über admin

Dies ist das Blog der Tierheilpraxis Braun mit Tipps rund um die natürliche Gesundheit von Tieren (und Menschen), klassische Homöopathie und Katzenverhalten. Viel Spaß beim Stöbern!
Dieser Beitrag wurde unter Katzenverhalten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar